Garmin Fenix 7S – Testbericht

Mehrere Wochen durften wir sie nun testen: die Garmin Fenix 7S. Im Gegensatz zur herkömmlichen Ausführung hebt sich unser Testexemplar durch den Zusatz Solar Edition ab. Mithilfe einer eingebauten Solarladelinse soll dabei für eine längere Akkulaufzeit gesorgt werden. Ob sich diese Funktion wirklich bezahlt macht und welche Funktionen euch sonst noch erwarten, erfahrt ihr in den kommenden Minuten.



Wie manche vielleicht wissen, begleiten uns die Produkte der Garmin Fenix Reihe (Fenix 3 und Fenix 5X) bereits seit vielen Jahren. Nicht alles verlief stets zu unserer Zufriedenheit – v.a. die frühen Generationen dieser Uhr konnten noch mit einigen „interessanten“ Überraschungen aufwarten. Nichtsdestotrotz: Aus Problemen wurden Problemchen und auch wenn die Uhr nicht jeder:m passt, weiß die Hardware zu überzeugen. Folglich ist es an der Zeit, die aktuellste Vertreterin genauer unter die Lupe zu nehmen und sie auf Herz und Nieren zu prüfen.



Ersteindruck: Dass der Gehäusedurchmesser der Fenix 7S (im Vergleich zur Fenix 7) klein ist, überrascht nicht. Dass die Uhrenbänder jedoch drastisch mitgeschrumpft sind, hingegen schon. Gab es bei vergleichbaren Modellen in der Vergangenheit nie Probleme mit der Länge der Armbänder, fallen sie bei der Fenix 7S unangenehm kurz aus: für den Verschlussring bleiben 2-3 freie Löcher.

Wer Garmin kennt, weiß allerdings, dass der Verschlussring ebenjener Bauteil ist, der zuerst seinen Geist aufgibt. Bei genügend Restarmbandlänge konnte man sich bis dato billigen und v.a. schnellen Ersatz basteln (z.B. mithilfe von Haargummis). Diese Option fällt bei dieser Uhr weg. Generell gilt: Für die meisten Männerhandgelenke sind die Uhrenbänder schlichtweg zu kurz.



Bedienung: Kommen wir nun zu den Stärken der Uhr und die liegen vermutlich in der Software bzw. Bedienung. Die Grundstruktur der Menüs hebt sich zwar von anderen Garmingeräten kaum ab, (weshalb darauf nicht näher eingegangen wird) und auch an der Unzerstörbarkeit des Gehäuses hat sich kaum etwas geändert.

Bedienerfreundlichkeit und Funktionsumfang wurden dennoch deutlich gesteigert. Im Gegensatz zu älteren Modellen kann die Uhr jetzt in vollem Umfang mittels Tasten UND Touchscreen bedient werden. Bei Bedarf kann die Touch-Funktion jedoch auch teilweise (z.B. während einer Aktivität) oder vollkommen deaktiviert werden.



Technik: Um den Funktionsumfang stemmen zu können, kommt die Garmin Fenix 7S mit jeder Menge Sensoren an Board daher. Am Handgelenk befinden sich demnach ein Pulssensor, -oximeter ein Barometer sowie ein GPS-Sensor. Alle Genannten liefern gute bis hervorragende Ergebnisse (dazu später mehr) und leisten sich keine Patzer.

Das Alleinstellungsmerkmal dieser Uhr ist jedoch mit Sicherheit die integrierte Solarladelinse. Lt. Hersteller soll sich die Tragedauer im Smartwatchmodus von 11 auf 14 Tage erhöhen lassen. Vorausgesetzt: man verbringt täglich 3 Stunden in der Natur – bei 50.000 Lux (das entspricht einem klaren Frühlings- bis Sommertag). Für den Otto Normalverbraucher erscheint dieser konsequente Frischluftaufenthalt etwas hoch angesetzt, weshalb die volle Solarladekapazität vermutlich nur in den seltensten Fällen erreicht werden kann.

Ungeachtet dessen steht fest, dass die Uhr in der Praxis sehr solide Akkulaufzeiten aufweist. Im Test empfanden wir die Ladehäufigkeit als keineswegs störend. Das Thema „Akku“ kann aus unserer Sicht somit bei der Kaufentscheidung getrost vernachlässigt werden.



Funktionen: Das Datensammeln ist der Fenix‘ Lust. Diese Datenflut gilt es jedoch auch zu bändigen und darin wird Garmin von Jahr zu Jahr besser. Die Funktionen werden immer ausgereifter, vielfältiger und v.a. akkurater. Uneingeschränkte Zuverlässigkeit sieht dennoch anders aus und die Technik kann mit Gegebenheiten des realen Lebens häufig nicht Schritt halten. So kann es sein, dass die Uhr beim Radfahren zum Abschluss einer Bergetappe „gratuliert“, während du komplett entkräftet noch die letzte Rampe vor dir hast.

Bedingte Genauigkeit besitzt überdies eine Funktion, die primär Frauen vorenthalten ist. Der Menstruationszyklus-Tracker erlangt zwar durch konsequentes Tragen der Uhr ein extrem hohes Maß an Genauigkeit. Sollte die Menstruation jedoch einmal nicht am prognostizierten Tag einsetzen, muss man nicht zwangsläufig in Panik verfallen.



Viele Funktionen möchte man jedoch nicht mehr missen. War beispielsweise bei den frühen Geräten der Fenix-Reihe (z.B. Fenix 3) die Routenführung nur mittels Breadcrumb-Navigation (siehe: Foto oben) möglich, kann spätestens seit der Fenix 5X Kartenmaterial auf der Uhr gespeichert werden (siehe: Foto unten). Dies ist natürlich auch beim aktuellsten Modell möglich und stellt einen extremen Mehrwert beim Wandern und Radfahren dar. Die Navigation mittels Handy wird vermieden und schont dessen Akku für Notfallsituationen.

Apropos „Notfall“: Natürlich wartet die Uhr mit unzähligen smarten Funktionen auf. Sicherheitsfunktionen sind ebenso mit an Board, wie Bezahl- und Musikstreamingsfunktionen. Kann die Uhr dadurch mit ausgewiesenen Smartwatches mithalten? Ja und nein. Die Bedienung gestaltet sich häufig etwas komplexer als bei vergleichbaren Modellen anderer Hersteller. Dies ist der Grundstruktur der Garmin-Geräte geschuldet und der Tatsache, dass die Bedienung mittels Tasten und Touchscreen nahezu ident abzulaufen hat.

Wer jedoch schon einmal über holprige Straßen gebrettert ist und zeitgleich andere Informationen auf seiner Uhr abrufen wollte, weiß die Bedienung durch eine Vielzahl an Tasten zu schätzen – eine treffsichere Bedienung mittels Toucheingaben ist dann nämlich schlichtweg nicht möglich. Selbstverständlich könnte man hier und dort die Bedienungsmöglichkeiten noch vereinfachen bzw. erweitern, all das ist jedoch auch bis zu einem gewissen Grad Geschmackssache. Zum Beispiel: Der Touchscreen meiner Uhr ist dauerhaft deaktiviert.



Überraschung: Für einen „Aha-Moment“ konnte die Fenix 7S im Laufe unseres Tests dann aber doch noch sorgen. Ihr GPS-Sensor punktet konsequent mit herausragender Leistung und stellt selbst ausgewiesene Radcomputer in den Schatten. Über eine Vielzahl von Versuchen hinweg erwies sich dieses kleine Gerät am Handgelenk stets als das treffsicherste. Sieht man sich die aufgezeichneten Streckenverläufe an, weichen sowohl der Wahoo Elemnt Roam als auch der Garmin Edge 1030 (trotz besserer Ausrichtung zum Himmel und größerer Antennen) stärker von den gefahrenen Straßen ab.



Als ausgesprochen interessant erwiesen sich überdies der konsequente Unterschied in der Höhenmeterstatistik. So trennten die Angaben meines Wahoo Elemnt Roam und jene der Garmin Fenix 7S stets dutzende Höhenmeter. Konkret: 130 bis 150 Höhenmeter bei 70 bis 75 Kilometer.

Welches Gerät nun wirklich genauer ist, vermag ich selbst nach eingehender Recherche nicht zu beantworten. Decken sich nämlich die Ergebnisse meines Radcomputers mit den Routendetails meiner präferierten Planungsapp (Komoot), so scheinen die Werte der Garmin Produkte eher den prognostizierten Daten von Google näherzukommen.

Die untenstehende Tabelle liefert eine Übersicht aus gefahrenen Höhenmetern (Fenix 7S und Elemnt Roam) sowie geplanten Höhenmetern (Komoot und Google). Die Unterschiede sind dabei recht deutlich und können die Jahresstatistik signifikant beeinflussen. Persönlich ist mir dabei lieber, weniger Höhenmeter am Papier als in den Beinen vorzufinden. Trotz der ungenaueren Streckenaufzeichnung wird daher auch zukünftig der Radcomputer meine erste Wahl bleiben.


ModellFenix 7SElemnt RoamKomootGoogle
Höhenmeter272266262275
Vergleich der Höhenmeterangaben (Streckenlänge: 3,7 Kilometer)

Unser Fazit zur Fenix 7S von Garmin:

Viele Facetten der neuen Uhr sind uns bereits aus vergangenen Jahren bekannt. Zu nennen wären die robuste Verarbeitung, die vertrauten Menüstrukturen sowie der Innovationswille der Firma Garmin. Neu hinzugekommen sind hilfreiche Features wie z.B. die Solarladelinse oder der Touchscreen. Beides ist von anderen Garmin-Produkten vielleicht schon bekannt, nun erweitert es den Funktionsumfang der Fenix-Serie spürbar.

Ob sich der Umstieg von älteren Fenix-Modellen lohnt, bleibt zumindest fraglich. Gerade Besitzer:innen der Fenix 5-Reihe (und aufwärts) finden in der Fenix 7S sicherlich keinen nennenswerten Mehrwert. Wer hingegen noch ältere Modelle besitzt, kann sich durch den Neukauf über viele tolle neue Funktionen (Kartennavigation, Smartwatchfunktionen, etc.).

Fest steht, die Uhr liefert ein solides Gesamtpaket und lässt wahrlich kaum Raum für Kritik. Besonders die Tatsache, dass gewonnene Daten (z.B. Puls, GPS, etc.) mit extrem hoher Genauigkeit punkten, zeichnet diese kleine Uhr aus. Wer also auf der Suche nach einem treuen Begleiter für eigentlich alle Momente des Alltags ist, wird hier sicherlich fündig. Ob man sich speziell für die Solar Edition entscheiden sollte? Eher nein. Sparen Sie 100 Euro und investieren Sie das Geld lieber in ihr nächstes Abenteuer – vielleicht schon mit einer neuen Uhr.


Autor: Lukas

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