Neues Basislager am 5000er – der Continental GP 5000 im Test

Der König ist tot – lang lebe der König. Jahrelang galt der Continental GP 4000 S II als Alleinherrscher unter den Rennradreifen. Ein mehr als nur solider Allrounder mit guten Noten in allen Kategorien, überall dort zu finden, wo Rennradfahrer Speed suchten, ohne auf Pannensicherheit verzichten zu wollen, und Komfort, ohne an Agilität zu verlieren. Jetzt aber soll der Monarch gestürzt sein – und das von einem Emporkömmling aus dem eigenen Haus. GP 5000 heißt der vermeintliche Thronfolger, noch schneller als sein Vorgänger soll er sein, noch sicherer, mit noch besserem Grip. Kann das gehen? Oder steckt im neuen König nicht der alte, nur mit neuen Kleidern – also neuem Namen?


Fürstlicher Preis

Black Chili Compound, Active Comfort Technology, Lazer Grip, Vectran Breaker – was nun genau dran sein soll an den schön klingenden Features des GP 5000 konnte uns auch der Mann im Fahrradgeschäft des Vertrauens nicht erklären. Das Geld dafür kassierte er aber gerne. 55 € pro Stück sind tatsächlich fürstlich, im Netz bekommt man den Pneu ab 40 €. Preisvergleich lohnt sich.

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Die Preisspanne für dieses gute Stück bewegt sich von 40€ (Online) bis 55€ (Fachhändler).

Ein erster Unterschied zum Vorgänger macht sich zuhause gleich nach dem Auspacken bemerkbar: 220 Gramm soll der Clincher nach Herstellerangaben in der 25-Milimeter-Ausführung wiegen. Als wir selbst die Probe aufs Exempel machen kommen wir gar auf nur 211 Gramm. Im Vergleich mit dem GP 4000 vom Vorjahr, der nach ein paar tausend Kilometern wohl schon etwas Speck verloren hat, sind das immerhin zehn Gramm weniger. Nicht die Welt, aber eine Steigerung auf recht hohem Niveau.

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Die Montage geht spürbar leichter von der Hand als noch beim Vorgänger.

Noch positiver überraschte der GP 5000 bei der Montage. Ganz ohne Werkzeug ging die nicht vonstatten, aber der Gummi ist spürbar weicher und leichter handzuhaben als vergleichbare Modelle oder sein Vorgänger. Da fiel es nicht allzu sehr ins Gewicht, dass das ganze Prozedere gleich mal wiederholt werden musste, weil der übermotivierte Tester nicht auf die Angabe der Laufrichtung geachtet hatte. Diese Kennzeichnung könnte zugegebenermaßen prominenter ausfallen.


Optik: Normcore

Frisch montiert lässt sich der Reifen einer ersten Stilkritik unterziehen. Hier bleiben die Designer von Continental dem traditionellen Schick des GP 4000 treu: Schlicht und schwarz ist er, ohne den optischen Firlefanz eines Specialized Turbo Cotton oder Challenge Strada. Hier wird der Charakter des GP 5000 deutlich. Ein Reifen für die breite Masse soll er sein, geschmacksneutral, nichts, womit man auf den Landstraßen dieser Welt groß auffällt.

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Mit seiner schlichten Eleganz ist der Mantel mit Sicherheit massentauglich.

Und doch fühlt sich das neueste Machwerk der deutschen Gummimischer dort am wohlsten. Eine erste 100-Kilometer-Ausfahrt hinterlässt – wenn schon nicht sprachlos, so doch weitgehend zufrieden. Auf glattem Asphalt rollt der Pneu sehr schnell und geschmeidig, auch mit rauerem Untergrund kommt er gut zurecht. In den Kurven liegt er satt, die leichte Profilierung an den Seiten gibt surrend Rückmeldung über die eigene Schräglage, die 25 Millimeter breiten Reifen bieten auch bei schlechteren Straßenbedingungen soliden Komfort. Der lässt sich mit entsprechendem Luftdruck freilich noch anpassen: zwischen 6,5 und 8,5 Bar empfiehlt Continental. Die Varianten mit 28 oder 32 mm dürften freilich noch mehr Dämpfung liefern, tragen mit 250 bzw. 295 Gramm (Herstellergaben) jedoch deutlich mehr Ballast mit sich. Die 23mm-Ausgabe ist mit 205 Gramm noch etwas schnittiger, ist aber an unseren Händler gar nicht erst ausgeliefert worden. Der Trend zur Breite macht sich hier deutlich bemerkbar. Apropos Trend: Den GP 5000 gibt es auch als Tubeless-Variante.


100 Tage Schonfrist

Ein erstes Fazit: Der Continental GP 5000 macht das, was ein Rennradreifen soll. Er ist schnell, leise, und sicher. Als dezenter Begleiter bleibt er unauffällig. Wirklich beweisen wird er sich aber ohnehin erst im Laufe der Saison müssen, wenn es darum geht, in Sachen Verlässlichkeit und Pannensicherheit seinem Vorgänger Paroli zu bieten. Wie jeder neue Regierungschef bekommt auch dieser neue Monarch unter den Reifen zunächst 100 Tage Schonfrist. In denen muss er in den Regen und in die Hitze, in den Schotter und in die Berge. Erst dann wird sich weisen, ob er ein würdiger Regent ist. Wir werden berichten.


Technische Details

Größe: 23-32 Millimeter (Testreifen 25 mm)

Gewicht: 205-295 Gramm (Testreifen 211 g, selbst gewogen)

Luftdruck Testreifen: 6,5-8,5 Bar

TPI: 3/330

Preis: 40-55 €


© Michael

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